Freitag, 27. November 2009

Unendliche Weiten

Wir sind nun weiter südwärts unterwegs - die Tage werden deutlich länger, aber auch die Distanzen zwischen den einzelnen Orten. Hier erfahren wir, wie sich Raum und Zeit erheblich ausdehnen können. Auf der Karte nur ein Katzensprung, auf der Landstrasse eine Ewigkeit, die wir im Moment mit unseren Hörbüchern sehr gut überbrücken können.

An der Playa Escondida haben wir eine Nacht direkt mit dem Büssli an der Atlantikküste verbracht, ausser uns waren nur ein paar dicke Würste (Seelöwen) am Strand. Hier ist man plötzlich total abgenabelt in der Einsamkeit. Kein Handynetz, keine Strassen, keine Spuren von Menschen weit und breit ausser dem unvermeidlichen Müll am Ufer.

Da geht einem als zivilisationsgeschädigtem Stadtmensch doch ein bisschen die Muffe, aber gleichzeitig ist es auch ein grossartiges Freiheitsgefühl.

In Punta Tombo und Cabo dos Bahias haben wir uns dann Pinguinkolonien angeschaut. Die Magellanpinguine kommen an Land, um in ihren Höhlen zu brüten. Die ersten Küken sind bereits geschlüpft. Man kommt hier sehr dicht an die Tiere heran, Ihr könnt froh sein, dass es uns noch nicht gelungen ist, Gerüche mit auf den Blog zu stellen...

Momentan sind wir in Comodoro Rivadavia zum Wiederaufladen von Stadtgefühl und für Wartungsarbeiten: Wäschewaschen, Reparieren der Standheizung und Rumprobieren an der stotternden Frischwasserpumpe der Spüle. Morgen geht es weiter in Richtung der versteinerten Wälder (Bosques Petrificados).

Vielen Dank übrigens für die Komplimente zu unserem Blog. Da freuen wir uns drüber und sie erhöhen die Motivation für neue Berichte. Und vielen Dank an die, die uns zuhause tatkräftig unterstützen beim Erledigen all der Pflichten, die man nicht für ein paar Monate abmelden kann!

Montag, 23. November 2009

Wale, Seelöwen und Pinguine

Die Tage auf der Peninsula Valdes waren intensiv und schön.
Gleich am ersten Aussichtspunkt, der Loberia Punta Piramides, trafen wir Michael und Astrid, die uns kurz von ihren Highlights ihrer 3-wöchigen Patagonien-Reise berichteten und uns Tipps für unsere weitere Reise gaben. Da sie in 2 Tagen schon wieder nach Deutschland zurückfliegen mussten schenkte sie uns kurzerhand ihre hier erworbene Angel. Michael hat zu Hause wohl noch 3 andere... Beim Demonstrieren der Funktionen brach leider die Spitze der Angel ab. Wie gewonnen so zerronnen. Aber egal. Wir haben uns dennoch super gefreut und hoffen, dass wir die Tipps und die Angel gebrauchen können.

Die Halbinsel ist ein Naturreservat und man sieht zu dieser Jahreszeit viele Tiere, die hierher kommen, um ihren Nachwuchs aufzuziehen.
Am beeindruckendsten sind die Wale, die in den Buchten sogar vom Strand aus zu sehen sind. Wir haben von Puerto Piramides auch eine Bootstour gemacht, bei der man sehr dicht an die Tiere herankommt. Diese Sorte Wale (Franca Austral) ist sehr ruhig und behäbig, aber auch verspielt. Manchmal drehen sie sich um die eigene Achse oder springen aus dem Wasser, um mit einem Bauchklatscher wieder zu landen.



Ansonsten sieht man auch jede Menge Seelöwen und Seeelefanten und Magellanpinguine. Nicht zu vergessen die neugierigen Gürteltiere auf den Parkplätzen, die huschigen Guanacos neben und auf den Pisten und die eitlen Roadrunner, die partout nicht zur Seite fliegen, sondern aufrechten Hauptes rennen.

Die Tage auf der Halbinsel haben wir mit Angelika und Jürgen verbracht, zwei Deutschen, die wir in der Sprachschule in Buenos Aires kennen gelernt haben. Sie verbringen auch einige Monate hier.

Südlich von der Halbinsel ist der Rio Chubut, an dem walisische Siedler im 19. Jahrhundert sich niedergelassen haben. Direkt am Fluss ist es sehr grün, überall blühen Rosen und es gibt viele Obstbäume.  Einige englische Traditionen haben überlebt, und so haben wir in Gaiman mit vielen leckeren Kuchen eine üppige Teatime genossen.

Sonntag, 22. November 2009

Die grosse Freiheit

Am 14. ging es dann endlich mit dem Büssli aus der Stadt hinaus in die grosse Freiheit. Was für ein Gefühl nach dem überfüllten Gewusel in die riesige Weite der Pampa mit ihrem unendlichen Himmel zu kommen...

Uns gefiel die Landschaft sehr. Sie erinnerte uns ein wenig an Norddeutschland und Dänemark, auch wenn die Distanzen hier natürlich wesentlich länger sind. Die erste Nacht haben wir dann auf dem Parkplatz eines Restaurant-Motels verbracht. 


Etwas überrascht waren wir, dass wir auf unserem Weg nach Viedma 2x kontrolliert wurden, um Obst und Fleischwaren abzugeben. Mit diesen Kontrollen will Patagonien das Einschleppen von Fruchtfliegen und Finnen (die im Fleisch...) vermeiden. An der ersten Kontrolle haben wir unsere frisch in Buenos Aires gekauften Heidelbeeren und eine Mango verdrückt, um die es wirklich zu schade gewesen wäre, wenn sie weggeschmissen worden wären. 
In der Dunkelheit kamen wir dann am Meer in La Loberia an. Von dem im Reiseführer beschriebenem Campingplatz war nichts zu sehen, so dass wir uns auf den ausgestorbenen Parkplatz eines leer stehenden Restaurants gestellt haben.

Erste Bewährungsprobe
Am nächsten Morgen sind wir mit einem Super-Meerblick aus unserem Schlafzimmerfenster  aufgewacht. 
Nach Nutzung der natürlichen Sanitäranlagen und einem gemütlichen Frühstück sind wir dann erst mal die Treppe zum Strand an der Steilküste, in der Papageien nisten, herunter gestiegen. Im Meer konnten wir Seelöwen schwimmen sehen.

Für den Tag hatten wir uns eine Route „Consolidada secundaria“ (Nr.1) direkt am Meer ausgesucht. Sie sollte zur ersten Bewährungsprobe unseres Autochens werden. Aber zuerst kamen wir an einem Naturschutzzentrum (Punta Bermeja) vorbei, dass natürlich heute am Montag geschlossen hatte. (Öffnungszeiten Wochentags 13-17 und Samstags und Sonntags 10-17 Uhr) Es sollte ein Ort sein, von dem man aus auf eine grosse Seelöwenkolonie schauen kann. Wir sind dann doch am Zaun vorbei, um mal zu schauen, was es da so gibt.  Nach dem ersten Foto von einer beeindruckenden Seelöwenkolonie wurden wir jedoch leider vom Wärter weggepfiffen.

So sind wir dann weiter auf der Holperpiste gefahren bis wir an einen Strand kamen, wo ein kleines Schild stand, dass möglicherweise Sand auf der Strasse ist. Erst spät entdeckte dann Cornelius ein Seil, das ohne grosse Kennzeichnung über die Strasse gespannt war, die dahinter komplett versandet ist. Mit einer Vollbremsung im Sand beendeten wir die Fahrt. Bingo. So schnell wollten wir eigentlich unser Bergungsmaterial nicht zum Einsatz bringen... 
Deswegen fragten wir die einzigen 2 Einheimischen, die auch an dem Strand waren, ob sie uns beim Herausfahren aus dem Sand helfen. Haben sie dann auch echt nett gemacht. Sie waren gerade am Haifischen und haben uns auf den traditionellen Matetee eingeladen. Das war echt lustig. Ich (Angela) habe mich voll gefreut, dass ich mit meinen Spanischkenntnissen auch etwas verstanden habe.

Danach ging es auf den Rückweg... 
Übernachtet haben wir dann in El Condor in dem einzig offenen Campingplatz. Die Saison beginnt dort erst im Dezember. Für 25 Pesos hätten wir auch dort in den Doppelstockbetten schlafen können. Bei dem dortigen Komfortstatus haben wir es aber vorgezogen, in unserem Büssli zu schlafen. Die Küche haben wir uns aber doch getraut zu nutzen....




Diploma Español

Am Freitag den 13. November habe ich (Angela) meinen Spanisch-Kurs beendet. Und hier folgt der Beweis, dass ich auch was gelernt habe…:

Cada día tomaba el subte o el colectivo para ir al la escuela "Academia Buenos Aires". Cuando no había hecho mis tareas el día anterior, los hacia en el colectivo. Pero siempre Cornelius me ayudaba. Me gustan mis profesores y mis compañeros. Soy feliz que hablo español ahora. Puedo comprar cosas sin Cornelius y puedo hablar con la gente que vive aqui y voy a hablar con mis amigos que hablan español tambien.

Mittwoch, 11. November 2009

Arribo del Bulli!

Das Büssli ist da! Wir haben es heute aus dem Container wohlbehalten ausgepackt. Das Prozedere drumherum mit allen Formalitäten ist mit dem Wort "südländisch" längst nicht hinreichend beschrieben. Ein Papier hier, ein Papier dort, warum weiss keiner. Noch weniger können einem die HORRENDEN Gebühren erklärt werden, die wir hier noch zu bezahlen hatten. Abgewickelt hat das ganze ein Hafenagent mit österreichischen Wurzeln (www.webersi.com.ar), den wir um Unterstützung gebeten hatten und ohne den ich sicher die Nerven verloren hätte.
Ob wir mit ihm allerdings nicht mehr Geld ausgegeben haben als ohne ihn, bleibt offen.
Nun ja, abgehakt. Die Freude überwiegt, dass unser Vehikel nun hier ist. Die erste Probefahrt war die komplette Stadtdurchquerung von Boca nach Palermo im Feierabendverkehr. Dynamisch anstellen heisst die Zauberformel!

Das macht Spass, man muss aber seine Augen überall haben, um im Fluss mitzuschwimmen und vor allem, um den monströsen Schlaglöchern auszuweichen. Am Samstag kann es dann endlich losgehen, dann fahren wir aus dem Moloch in den Süden, in Richtung der Peninsula Valdez, zum Whalewatching!

En la Bombonera

Jetzt waren wir auch bei den Blau-Gelben (ok, hier hiessen sie blau-gold) zu einem Heimspiel der Boca Juniors in der berühmten Bombonera. Erstaunlich ist die grosse Kuchentribüne, die die ganze Gegengerade einnimmt. Dort hat auch Maradona seine VIP-Lounge. Die Stimmung in den argentinischen Stadien ist allerdings besser als der Fussball, wie wir jetzt nach zwei Live-Spielen und einigen Übertragungen im TV feststellen mussten. Das Spiel gegen den drittplatzierten Colon ging 0:0 aus, teilweise ein Grottenkick. Die Gesänge während des gesamten Spiels waren aber sehr beeindruckend.


Boca, mi buen amigo
esta campaña volveremo' a estar contigo
Te alentaremos de corazón, esta es tu hincha que te quiere ver campeón
No me importa lo que digan,
lo que digan los demás
Yo te sigo a todas partes,
cada vez te quiero más!


Die Boca Juniors sind die Religion für die "Xeneizes" (den Genovesen) in dem sehr armen Arbeiter- und Immigrantenviertel Boca, dem alten Hafengebiet. Und die Leute können ihr Geld mit dem Drumherum um die Spiele verdienen.

Montag, 9. November 2009

Erholung vom Moloch!

Ab nach Tigre - das beliebte Ausflugziel der porteños (so heissen die Einwohner von Buenos Aires) am Wochenende. Tigre liegt am weitverzweigten Flussdelta des Rio Parana. Er mündet hier zusammen mit dem Rio Uruguay in den Rio de la Plata, an dem die Städte Buenos Aires und Montevideo liegen. Das heisst, die grosse Bucht vor Buenos Aires ist eigentlich ein Fluss mit Süsswasser, und die Grenze zum Atlantik ist noch vor Montevideo. Somit ist der Rio de la Plata die grösste Flussmündung der Welt.
Die erdige Farbe kommt von den eisenhaltigen Sedimenten, die der Fluss aus dem Regenwald mitbringt.
Die ihn speisenden Flüsse Parana und Uruguay bilden das sumpfige Zweistromland "Entre Rios", von den Entdeckern auch Mesopotamien genannt, das bis zu den Wasserfällen von Iguazu im Dreiländereck von Argentinien, Paraguay und Brasilien reicht. Da müssen wir auch unbedingt noch hin, allerdings erst auf der Rückfahrt von unserer Tour.
Zurück nach Tigre: mit dem Tren de la Costa fährt man von der Stadt entlang der Küste bis zum Flussdelta.  Dort kann man mit einer Barkasse "colectivo interisleña"in die Flussarme hineinfahren und an den hübschen Wochenendhäuschen vorbeifahren.
Die Häuser sind alle aufgeständert (Hach, so wie es der Braunschweiger Architekt gerne hat), das Wasser scheint also häufiger mal noch höher zu stehen als jetzt schon.
Auf dem Wasser ist ein ziemliches Gedrängel zwischen Ausflugsdampfern, Barkassen, Motoryachten, Speedbooten und Ruderern. Abseits des Verkehrs in den Seitenarmen ist es dann sehr ruhig und grün, eine echte Erholung vom Dreck und Lärm der Hauptstadt.
Die Grundstücke und Häuser machen einen ziemlich geleckten Eindruck, da sind sicher viele deutsche Einwanderer gewesen, die hier ihre Tugenden hinterlassen haben. Mittags gab es dann entsprechend im "Alpenhaus" Kartoffelpuffer und Spätzle.

Die Argentinier haben meist Hunde als Haustiere. Dass auch Gänse gute Bewacher sind, haben wir hier gemerkt.


Auf der Rückfahrt entlang der Küste haben wir Buenos Aires bei Sonnenuntergang gesehen. Dass man hier nicht baden darf, versteht sich von selbst...


Sonntag, 8. November 2009

Kreativ!

Die junge Generation der Kreativen in Buenos Aires ist in Aufbruchstimmung. Das merkt man vor allem in Palermo mit seinen vielen kleinen Geschäften und Ateliers, in denen viel Mut zu neuen und eigenen Ideen zu spüren ist. Gestützt wird das angeblich durch die Mittelklasse der Argentinier, die sich ausländische Marken wegen der hohen Dollar- und Eurokurse nicht mehr leisten kann, aber trotzdem gute und innovative Produkte will. Allerdings hat auch die Menge an zahlungskräftigen ausländischen Touristen hier einen guten Anteil daran, dass diese Szene am Leben bleibt.

Gestern haben wir per Zufall im MALBA, dem Museum für zeitgenössische Kunst, eine geniale Veranstaltung mitbekommen, bei der sehr gute junge Medienagenturen aus Buenos Aires vorgestellt wurden. Das Highlight: die Gruppe gazz, u.a. mit diesem Clip:


Was gäbe ich für dieses Spray!
Hier mehr, auch auf Englisch: www.mefistospray.com