Montag, 9. August 2010

Mal die Toblerone in echt gesehen


Ein echtes Highlight in der kurzen Schweizsaison war für uns am letzten Wochenende die Wanderung in den Walliser Alpen zur neuen Monterosahütte, oberhalb von Zermatt am Gornergratgletscher.
Dank Yvonne, die die Tour hervorragend organisiert hatte (Vielen Dank nochmal!), fuhr ein Gruppetto von 22 wanderwilligen Schweizern, Deutschen und Spaniern (sic!) nach Zermatt. Der berühmte Ski- und Ferienort ist mittlerweile  durch den neuen Lötschbergtunnel innerhalb von drei Stunden von Zürich aus mit der Bahn erreichbar. Das Wahrzeichen für die Gegend und irgendwie auch für die ganze Schweiz ist das Matterhorn, das uns bei strahlendstem Sonnenschein bereits kurz hinter Visp bei der Einfahrt in das Tal nach Zermatt empfing.
Von Zermatt aus fährt man mit der Gornergratbahn nach Rotenboden, dem Ausgangspunkt der Wanderung, wo wir auf unseren Bergführer trafen.
Schon sehr bald sahen wir die Monterosahütte, das Ziel unserer Wanderung. Sah zwar klein aus wie ein Klohäuschen auf der anderen Seite vom Gletscher, schien aber sehr nah. Ist dann aber doch noch ne Weile bis dahin gewesen, inklusive einer abenteuerlichen Leiter, die runter auf den Gletscherrand führt und einer Traversierung desselben. Die Leiter ist nagelneu, sie war erst einen Tag vorher freigegeben worden. Da haben wir tolle Versuchskaninchen abgegeben. 
Wie weit die Hütte dann tatsächlich noch entfernt war, zeigte sich spätestens beim Massstabsvergleich mit den ameisenkleinen Menschen auf dem Gletscher. Die schiere Grösse und Weite ist wie immer auf einem Gletscher sehr imposant gewesen. Wie sehr allerdings auch der Gornergratgletscher schrumpft, sieht man an den sehr hohen Flanken, bis zu denen im 19. Jahrhundert der Gletscher einmal gereicht hat, sowie an den vom Breithorn und Kleinem Matterhorn zulaufenden Gletschern, die den Hauptfluss schon gar nicht mehr erreichen.


Die neue Monterosahütte (2.883müNN) liegt fantastisch am Fusse der Dufourspitze, dem höchsten Berg der Schweiz (4.634müNN), und sie ist auch Ausgangspunkt für Wanderungen auf den Gipfel. Sobald man sich ihr nähert, offenbart sie dann auch ihre Grösse. Die Form und Gliederung der Hütte erlaubt aus der Ferne keine Einschätzung des Massstabs, zusätzlich verstärkt durch die riesigen Felsbrocken drumherum. im Vergleich zu der eher spartanischen Konkordiahütte, in der wir auf der Aletschwanderung im letzten Jahr übernachtet hatten, ist die neue Monterosahütte der pure Luxus. Fliessendes (kaltes und warmes) Wasser, echte WCs mit Wasserspülung im Haus und nicht der Donnerbalken mit tröpfelndem Hahn draussen um die Ecke. Trotzdem soll die Hütte keine Energieschleuder sein, im Gegenteil. Ursprünglich als Utopie an der ETH Zürich von Architekturstudenten unter Prof. Deplazes entwickelt, wurde sie schnell zu einem interdisziplinären Forschungsprojekt, dessen Umsetzung dank vieler Sponsorengelder möglich wurde. Konzipiert ist sie als energie- und ressourcenschonendes und damit nachhaltiges Vorzeigeprojekt, anhand dessen moderne Technologien für die Herstellung und den Betrieb von Gebäuden erprobt werden konnten, besonders speziell natürlich durch die hochalpine Lage (http://www.neuemonterosahuette.ch/index.php). Gerade hier zeigt sich, wie wichtig es ist, ein nahezu autarkes Gebäude zu erstellen, denn alle benötigten Güter müssen hier mit dem Helikopter herangeflogen werden. Der normale Gast erfährt das alles nicht, fast zu selbstverständlich bestellt man hier auf knapp 2.900m Höhe ein Bier. 
Das Bild aus der Vogelperspektive ist übrigens kein Foto, sondern ein Rendering aus der Entwurfszeit (http://www.deplazes.arch.ethz.ch/dplz_site/index.php?nav=forschung&id=6). Als ich das Bild 2005 zum ersten Mal sah, konnte ich nicht glauben, dass es sich um eine Visualisierung handelt, so perfekt ist die Illusion.

Am folgenden Tag ging es denselben Weg wieder zurück nach Zermatt. Zur Abrundung des perfekten Wochenendes  gab es im Ort ein Folklorefestival mit einem Trachtenumzug. Gerne wieder!