Donnerstag, 29. April 2010

Die letzten paar tausend Kilometer



Ganz kurz war unsere Stippvisite in Brasilien. In Puerto de Iguazu / Foz do Iguaçu fuhren wir nur einen Tag über die Grenze, so dass man nicht offiziell aus- und einreisen muss. Den brasilianischen Teil der Wasserfälle haben wir uns wegen der Eintrittspreise gespart und schauten uns stattdessen den Vogelpark an. Wie immer in Tierparks hat man auch hier ein zwiespältiges Gefühl – einerseits ist es faszinierend, diese Tiere zu sehen und andererseits sind sie natürlich in Gefangenschaft in ihrem Lebensraum sehr stark eingeengt. Die sehr schönen Tucane und Papageien hätten wir sonst allerdings nicht zu Gesicht bekommen. Wieder auf argentinischer Seite sind wir dann durch den Nationalpark Iguazu gefahren, eine sehr schöne, enge Piste mit knallroter Erde, die durch den dichten Urwald führt. 

Sobald der geschützte Nationalpark zuende ist, wechselt die Vegetation schnell. In dieser Region wird Tee und vor allem das Nationalgetränk Mate angepflanzt, deswegen haben wir schnell noch eine Teeplantage besichtigt (http://www.lasmarias.com.ar/esp/home.htm). Die Massen an Mate, die hier konsumiert werden, müssen ja auch irgendwo herkommen. Gerade hier sieht man fast niemanden auf der Strasse, der nicht mit seiner Thermoskanne heissem Wasser und dem randvoll gefüllten Matebecher unterwegs ist. In der sanften Hügellandschaft wechseln sich die Teesträucher und Matebäume mit Kiefernplantagen ab, nur vereinzelt sieht man hier noch Araukarien, die das ursprüngliche Landschaftsbild geprägt hatten.

Genauso weiter südlich beim Nationalpark Los Palmares in Entre Rios, sehr ruhig und idyllisch am Rio Uruguay gelegen. Nur der Park schützt die letzten hier vorkommenden Palmen, ausserhalb sieht man nur riesige Viehweiden. Übernachten kann man hier sehr schön im Refugio de Vida Silvestre La Aurora del Palmar, mit Campingplatz und schön zu Zimmern umgebauten Eisenbahnwaggons.

Unzählige Polizeikontrollen später haben wir unbeschadet die Grenze nach Uruguay passiert. Uruguay hat uns überrascht, es ist ein teures, aber sehr sauberes Land mit sehr hilfsbereiten Menschen und immer noch sehr viel Platz. Die Autobahnen sind so leer wie wahrscheinlich in Deutschland in den Fünfziger Jahren. Überhaupt erinnert dieses Land sehr an deutsche Landschaften, kein Wunder, dass sich hier viele deutsche Auwanderer niederliessen. Nur ein paar Tausend Ureinwohner soll es gegeben haben, bevor die ersten Europäer hierher kamen, die dann das Land ähnlich wie zuhause kultiviert haben.

Montevideo liegt zwar wie Buenos Aires auch an der Mündung des Rio de la Plata, ist aber sehr viel näher am Meer. Das merkt man in der Stadt, in der immer ein kühler Seewind weht. Hier ist mittlerweile Herbst! Da wir auf unserer Reise sehr viele Breitengrade und Höhenmeter überwunden haben, ist uns der jahreszeitliche Wechsel gar nicht so aufgefallen. Aber hier laufen die Leute schon mit Schal bis unter die Nasenspitze herum, obwohl es tagsüber noch knapp 20°C werden.
Die Nähe zum Meer nutzt Montevideo auf sehr schöne Weise: in den Strassenfluchten der Altstadt sieht man immer das Wasser im Hintergrund, und entlang einer kilometerlange Promenade kann man auf den Fluss schauen, dessen anderes Ufer nicht zu sehen ist.
Die Stadt hat in der ersten Hälfte des 20. Jahrunderts eine eindrucksvolle Blüte erlebt, wie man an der Architektur erkennen kann. Von Art Nouveau bis zum Internationalen Stil sind viele und schöne Beispiele der Moderne vertreten, nur dann muss die Stadt in einen Dornröschenschlaf gefallen sein, verursacht durch wirtschaftlichen Rückgang. Erst jetzt sind wieder Baukräne zu sehen, die von neu Gebautem künden.

Toll anzuhören und anzusehen waren die Trommler in Montevideo, die in den ursprünglich afrikanisch geprägten Vierteln sich abends versammeln und LAUT trommelnd durch die Strassen ziehen. Wer sich die Hände nicht blutig schlägt, gehört nicht dazu.
Einen Tag lang sind wir der Küste entlang nach Osten gefahren, man fühlt sich hier wie an der Nordsee. Hier gab es endlich auch mal wieder eine architektonische Perle zu besichtigen, eine echte Seltenheit auf unserer Reise (siehe separaten Blog-Eintrag).

Tags darauf haben wir Uruguay verlassen und sind von Colonia aus mit der Fähre nach Buenos Aires übergesetzt. Die Fahrt dauerte mit einer Stunde etwa ebenso lange wie der Versuch der argentinischen Zöllner, das Einreise-Dokument für das Büssli auszudrucken.
Buenos Aires im Frühherbst erleben wir ganz anders als im letzten Oktober. Es geht entspannt zu, es scheint herrlich die Sonne bei angenehmen 22°C und wir sind dieses Mal viel besser untergebracht. Zu dritt haben wir ein Super-Appartement in San Telmo erwischt (http://www.postadepiedras.com/home.html), endlich zentral gelegen, so dass man auch mal zu Fuss loslaufen kann. Jetzt geniessen wir die letzten Tage, mittlerweile wieder zu zweit, da Carolin zurück nach Hamburg geflogen ist. Wir hatten eine schöne Zeit mit ihr und haben in diesen letzten drei Wochen nochmal eine Menge an tollen Eindrücken gewonnen.

1 Kommentar:

  1. Ihr Lieben,

    wir hatten eine bombensupermegagigaturbotolle Zeit und haben so unfassbar viel gesehen - es ist ganz komisch zuhause (dass man allerdings das Klopapier einfach wieder ganz stupide im Klo entsorgen kann gefällt mir sehr...)

    der Rückflug war nicht einfach. wegen mangelnden Funkverkehrs zwischen Buenos Aires und Montevideo durften wir nicht durch den uruguayischen Flugraum und sassen erstmal entnervende zwei Stunden im Flugzeug rum. dann wurde noch ne halbe Stunde wegen wechselnder Winde das Rollfeld nach der besten Landebahn durchsucht und eine halbe Stunde Umweg über Nordargentinien geflogen. die Hälfte holte der Pilot durch unbändige Raserei wieder rein - doch für die Meisten war die Anschlussverbindung perdu. meine auch, aber Hamburg wird ja oft angeflogen.

    im Übrigen ist zwei Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein knapp kalkuliert.

    TAX FREE und Checkin-Procedere:
    - gleich links zwischen den Iberia-Schaltern beim Zoll in die 12 m-Schlange einreihen und den Stempel auf dem TaxFree-Zettel holen (Ware wollte keiner sehen)
    - dann einchecken (bei Möglichkeit des Ausdruckens empfiehlt sich web-checkin 24 h vorher wegen der Platzwahl)
    - dann in den 1. Stock und in der HUNDERT12 m-Schlange vor dem Durchleuchten einreihen, vorher aber links in der TaxFree-Bude vorbeischauen und Pesos in bar (wer braucht die noch bei der Ausreise) oder Heimatwährung auf die Kreditkarte buchen lassen
    - dann in die nächste HUNDERT12 m-Schlange vor der Passkontrolle einreihen - und bitte: Vordrängeln is nich!
    zu deutsch: Mittwochabends dauert es, ich konnte gerade noch für inflationäre 10 Pesos ein 0,3 l-Wasserfläschchen erstehen und dann direkt in den Flieger wandern - um dort dann wie gesagt zwei Stunden zu hocken: eine entspannte Torte auf der Dachterrasse hätte ich vorgezogen :-) war aber auch so der Oberburner, das Nervennahrungsschokobömbchen!

    lieben Dank nochmal, dass ich Euch 4000 km lang begleiten durfte und Euch noch zwei sonnige entspannte Tage in Buenos Aires,
    Carolina.

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