Donnerstag, 17. Dezember 2009

Hey, ab in den Süden...



Das hätten wir nicht gedacht, dass wir so lange auf Feuerland bleiben und dass uns der Süden hier unten so gut gefällt. Wir hätten auch nicht gedacht, dass das Wetter hier unten so schön sein kann, dass man sogar im T-Shirt draussen sitzen kann.


Als wir am wir uns am 10.12. vom Lago Fagnano bei Tolhuin verabschiedeten, war es noch bewölkt. Wie sich inzwischen herausgestellt hat, haben wir wirklich Albatrosse auf dem Lago Fagnano fotografiert. Es sind sehr schöne Vögel, die zum Fliegen viel Wind brauchen und leider inzwischen wie so viele tolle Tiere vom Aussterben bedroht sind.

Auf der Strecke Richtung Süden tauchten immer mehr Wolkenlücken auf. Die Landschaft wurde immer hügeliger und erinnerte uns an eine ursprüngliche, noch nicht so stark besiedelte Schweiz. So gibt es am Lago Escondido nur an 2 Stellen Häuser, wobei die einzeln stehende, wunderschön am Südende des Sees gelegene Hosteria Petrel aktuell restauriert wird. Der Weg zur Hosteria sollte allerdings auch restauriert werden....

Wir entschieden uns, nicht sofort nach Ushuaia zu fahren, sondern bogen erst einmal in Richtung Estancia Harberton ab. Es ist die älteste Estancia in Feuerland und die Besitzer haben im Gegensatz zu anderen Farmern versucht, die einheimischen Indios zu beschützen. Leider starben sehr viele an den Krankheiten der Europäer, so dass es heute nur noch eine einzige reinblütige Indianerin der Yamana gibt. Sie ist über 90 Jahre alt, lebt in einem Dorf bei Puerto Williams auf der chilenischen Seite und kann noch etwas die Sprache ihrer Vorfahren reden. Die Indianer kannten kein Eigentum, übernachteten und assen meist in Zweighütten und waren nackt. Das ist kaum zu glauben, bei den Temperaturen, die es hier gibt. Sie sollen sich gegen die Kälte mit dem Fett der Seelöwen eingerieben haben. Wer mehr  über die letzten Indianer hier auf Feuerland lesen möchte, kann das Buch „The Most Utterpart Of The Earth“ von Lucas Bridges lesen, einem Nachkommen des ersten Siedlers auf Feuerland, Thomas Bridges.

Auf der Estancia hatten wir bei wunderschönem Sonnenschein die Möglichkeit, eine geführte Wanderung durch den naturgeschützten und ursprünglichen Wald und die Farm zu machen. Dabei haben wir einen seltenen Specht gesehen, der für sein Weibchen, das auf den Eiern hockte, einen Wurm geangelt hatte.

Die Nacht verbrachten wir auf dem Gelände der Estancia am Rio Varela an einem idyllischen Fleckchen Erde mit Fluss, Blick auf den Beagle Kanal und Pferdeherden am Ufer. Am nächsten Morgen hat so schön die Sonne geschienen, dass wir erst mal dort blieben. Als am Nachmittag doch noch etwas Wolken aufkamen, brachen wir auf.

Wir besuchten das Museum der biologischen Forschungsstation auf dem Gelände der Estancia. Dort werden Skelette von tot auf Feuerland aufgefundenen Wirbeltieren präpariert, untersucht, archiviert und zum Teil ausgestellt. 4-6 Biologen haben die Möglichkeit in der Station zu wohnen und zu forschen. Dafür leiten sie ab und zu Touristen durch das Museum. Der Schuppen, in dem die Knochen abgekocht werden, ähnelt einem skurilen Ort eines Simon Beckett Krimis (von dem wir gerade ein Hörbuch gehört haben).

Weiter in Ushuaia stellten wir unser Autochen auf einem über der Stadt gelegenen Campingplatz ab.

Der 3. Advent wurde ein strahlender Sonnentag und wir machten mit Bente und Hans, unseren Camping-Nachbarn, einen Schiffsausflug in den Beagle-Kanal. Dadurch, dass der Sommer hier unten bisher wohl eher kalt gewesen ist, waren die Berge um den Kanal noch schneebedeckt. Die Seelöwen- und Cormoran-Kolonien gehörten zum Ausflugsprogramm sowie ein kleiner Spaziergang über eine kleine Kanalinsel. 
Damit ein paar Amis rechtzeitig zu ihrem Gala-Fressen in ihrem Hochhauskreuzer zurück sein konnten, wurde unser Ausflug etwas abgekürzt, was sich in einem kleinen Preisnachlass niederschlug. Für eine Dose Warsteiner-Pils auf der Promenade reichte das...

Die letzten Tage waren recht unspektakulär. Stadtbummel durch Ushuaia, Fummeln am Auto und Rückfahrt über das Cabo San Pablo, das ausser einem gestrandeten Schiff nichts zu bieten hat. 

In Rio Grande übernachteten wir noch einmal auf dem Campingplatz von der Hinfahrt. Dort trafen wir ein Schweizer Pärchen, welches in genau der gleichen Pfütze stecken geblieben war wie wir. Bei einer brüchigen Brücke danach klemmte sich Susan zwischen Auto und Holzbalken so ihren Daumen ein, dass ihr Endglied halb abgetrennt war. Jetzt geht sie 2 x pro Woche zur Wundkontrolle ins Spital und hofft, dass sie am Ende wieder schreiben kann. So gesehen haben wie echt Glück gehabt...

Jetzt sind wir wieder in Punta Arenas.  Allmählich nerven uns die ständig neu auftretenden Macken des Bullis. Beim Fertigschreiben dieses Textes ist mal wieder die Standheizung ausgefallen,  ein Klassiker neben den aktuellen Leerlaufschwierigkeiten. Ach übrigens: Dies ist der Hund, der uns bei der letzten Reparatur der Standheizung gegen das Reifenventil gepisst hat. Selten so eine fiese Schnodderschnauze gesehen...



4 Kommentare:

  1. ... geniale Sonnenbrille!

    LG Christian

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  2. Seid bloss froh, dass Ihr dort und nicht hier seid. Heute, am 18.12.09 ist es mit -12 Grad und etwas Schnee echt kalt hier. Übrigens, Ihr hättet mich ruhig in einem kleinen Anhänger mitnehmen sollen, dann hätte ich Euch den Bulli immer repariert.

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  3. Dieses Hochhaus vor der Kulisse ist irgendwie fehl am Platz:-) Schön immer wieder Eure Geschichten zu lesen! Liebe Grüsse aus dem kalten und weissen Bern

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  4. Liebe Angela, lieber Cornelius,
    wir verfolgen mit Interesse Eure Berichte mit den schönen Bildern!
    Wir senden Euch liebe Weihnachtsgrüße und wünschen Euch ein schönes neues Jahr, das Euch weiterhin eine so schöne und lebenserweiternde Reise bringen soll.
    Wir freuen uns mit Euch Globetrottern!
    Herzliche Umarmungen
    von Irmgard und Hartmut

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