Donnerstag, 28. Januar 2010

Karneval in Valparaiso


Während der Zeit in Santiago sind wir über das Wochenende nach Valparaiso ans Meer gefahren. Hier und vor allem in Viña del Mar verbringen die Familien aus Santiago ihre Sommerferien, während die "Sommerwitwer" (viudos de verano), also die Familienväter, nur am Wochenende hierherkommen. In Valparaiso war drei Tage lang Karneval, und wir haben uns den grossen Umzug am Sonntag angeschaut. Die Stadt ist sehr interessant, sie wächst mit knallbunten Häusern über die steilen Hügel, allerdings stinkt sie auch erbärmlich, und manche Viertel betritt man besser nicht. Hier sieht man einen grossen Kontrast zu Santiago und auch zum reichen Sommerort Viña direkt nebenan, wo alles sauber und geleckt ist. Und es gibt lecker und sehr reichlich Fisch und Meersfrüchte. Mit allein unserer Portion wäre woanders sicher ein ganzes Restaurant den Tag über ausgekommen.


Chinchineros heissen diese Strassenmusiker, die man überall in Chile antrifft.

Die obligatorische Bullistory: während wir tagsüber in der Waschstrasse einer Shelltankstelle einen sehr sicheren Parkplatz hatten, haben wir uns für die Nacht in ein ruhiges Hostalviertel, das oberhalb des Karnevalrummels liegt, verkrümelt. Schön - reichlich Parkplätze in einer kleinen Sackgasse. Nächster Morgen, Montag Punkt 08:30 Uhr: grosses Getöse vor der Bullitür. Blick hinter dem Vorhang nach draussen:  ein Bagger fährt vor, der Presslufthammer geht los und reisst die Strasse auf...so schnell sind wir bisher selten aufgestanden während unserer Reise. Ausgeruht haben wir uns dann noch ein bisschen als Ölsardinen am Strand in Viña. Muss man auch mal erlebt haben.
Auf dem Rückweg nach Santiago haben wir 200.000km-Marke mit dem Bulli passiert. Wir hoffen, wir schaffen mit ihm noch mal so viele Kilometer mit noch mal so vielen tollen Erlebnissen.

Zuhause in Santiago de Chile

Jetzt sind wir schon eine Woche in Santiago, und es fällt schwer, hier Abschied zu nehmen. Wir sind so lieb bei Rodrigos Eltern aufgenommen worden. Sie zeigen uns die Stadt, unterstützen uns bei unseren Erledigungen und kochen ein Superessen nach dem anderen. Wir haben ordentlich zugelegt in dieser Woche...
Und es ist ganz sicher nicht das letzte Mal, das wir in dieser Stadt sind. 
V.l.n.r.: Cornelius, Angela, Edith, Ximena (jetzt in Zürich) und Amador.




Noch ein Tipp für alle VW-Busfahrer hier unten, die verzweifelt eine Werkstatt suchen, die sich mit den Autos auskennt:
Autohaus S.A.
Casa Matriz
Av Las Condes 12.260, Las Condes
Teléfono: 3503500
Kontaktperson: Gerardo Villanueva, Jefe de servicio tecnico






Wasser und Wein

Nach den Seen und Vulkanen ging es ein ordentliches Stück Richtung Norden nach Curico. Wir genossen die frischen Früchte vom Markt und waren erstaunt, wie erfrischend und sättigend „Mote con huesillos“ sein kann. Dabei handelt es sich um ein eiskaltes Getränk mit getrockneten Pfirsichen (huesillos), die in Wasser wieder aufgekocht und zusammen mit weichgekochtem Getreide (mote) überall an der Strasse angeboten werden. Wirklich lecker.


Danach haben wir einen Abstecher an den Pazifik Richtung Duao gemacht, wo es ein paar kleine Fischerdörfer und gar nicht so schlechte Strände gibt. Am Sonntag, den 17.01. war der Tag der Präsidentenwahl in Chile, und als es klar war, dass der Milliardär Piñera gewählt worden war, gab es erst mal einen Autokorso. Es wird mit Piñera nun nach Jahrzehnten von Koalitionen der Mitte ("concertación") ein Rechtsruck erwartet. Piñera gehörten bisher u.a. Anteile an der nationalen Fluglinie LAN und an einem Fernsehsender, es handelt sich wohl um einen kleinen Berlusconi. Als wir abends gediegen Fisch essen wollten, gab es keinen Wein dazu - am Tag der Wahl darf in Chile kein Alkohol verkauft werden. 




Landeinwärts haben wir Salzsalinen gesehen, die ähnlich funktionieren wie in der Bretagne, es gab sogar "sal florecido". Dann ging es auf der "ruta del vino" in das Valle de Colchagua, in dem sehr gute Weine produziert werden. Den Tipp von unserem persönlichen Sommelier Christian haben wir dankend angenommen und die Viña Montes besichtigt. Schöne Lage, klasse Wein! In Santa Cruz war der Informant der ruta del vino gleichzeitig der örtliche Feuerwehrinspektor, und so konnten wir auf seine nette Einladung hin auf dem Hof bei den bomberos übernachten. Bisher der beste Campingplatz in Chile! Beim für den syncro obligatorischen Reifenwechsel haben wir eine defekte Achsmanschette entdeckt, ein Fall für eine Werkstatt in Santiago.Tags darauf sind wir also Richtung Hauptstadt gestartet, mit Übernachtung am Stausee Lago Rapel.

Samstag, 16. Januar 2010

Vulkane und Araukarien

Endlich scheint die Sonne und wir können den lang ersehnten Beach-Tag an der Laguna Icalma einlegen. Der Campingplatz hier am Strand ist für südamerikanische Verhältnisse recht ruhig. Die Gute-Laune-Musik des Nachbarautos hat zum Glück aufgehört zu dudeln, nachdem die Familie vergeblich versucht hat, ihr 6 Personen-Zelt aufzustellen. Aber wir können gut lachen. Wie sich heute herausgestellt hat, haben wir die 8 kg Zusatzlast für unser Vorzelt inkl. Seitenwand umsonst mitgeschleppt. Es fehlen in den 2 Säcken, die wir mitgenommen haben, ein paar Haken und Bänder, um es richtig aufzustellen. Super. Jetzt landen die Dinger ganz weit hinten im Gepäckfach....
Die Tage vorher wurde das Wetter nicht besser, und so probierten wir die Fahrt in den Nationalpark Conguillio am Vulkan Llaima entlang. Es ist der aktivste Vulkan Chiles, der letzte Ausbruch war im April 2009. Auf der Fahrt durch einen mystisch nebligen Wald aus Araukarien, Coihues und Bambus kreuzt der Weg immer wieder Lavazungen, die je nach Alter unterschiedlich stark bewachsen sind. Die Fahrt war wirklich spannend, ein Spassgelände für den syncro, und wir möchten das Erlebnis, den Park und seinen Wald bei diesem Wetter erlebt zu haben, nicht missen.

Als wir am Abend auf dem Campingplatz am Lago Conguillio ankamen, hörte es allmählich auf zu regnen und die Sonne kam heraus. Das Geld, das  man sich beim Eintritt in den Nationalpark spart, zahlt man für den teuren Campingplatz, der dann aber auch mit Unterbrechungen warmes Duschwasser anbieten kann.
Am nächsten Tag machten wir einen Spaziergang zur „Mutter der Araukarien“, welche zwischen 1200 und 1800 Jahren alt sein soll, 2m Stammdurchmesser und knapp 50m hoch. Araukarien wachsen erst ab einer Höhe von 800 m ü.N.N. und es soll sie schon vor den Dinosauriern gegeben haben. Die Bäume sehen wirklich bizarr aus. Aber auch der Wald aus uralten Coihues ist beeindruckend. 
Danach ging es vorbei an der Laguna Arco Iris, welche nach einem Vulkanausbruch 1957 entstanden ist und in der man in schillernd bunten Farben noch die Baumstümpfe des Waldes noch sehen kann.

Endlich wolkenlos sah man den grossen Llaima in der Ferne und die Spuren der Lavafelder, die er in die Landschaft gespuckt hat. 

Wir haben dann die Ruta Interlagos noch komplettiert und sind die Schotterpisten am Vulkan Lonquimay (sehr empfehlenswert) und am Vulkan Tolhuaca (gar nicht empfehlenswert) entlang gefahren.
Demnächst erreichen wir den dicht besiedelten Mittelteil von Chile Richtung Santiago. Dort werden wir auch die Weingüter Chiles besichtigen, Christian. ;-)