Samstag, 26. Dezember 2009

Gebirgswelten

Auf dem Campingplatz von Punta Arenas konnten wir am 17.12. dank guter Internetverbindung mit Thomas von der VW-Buswerkstatt skypen und etwas mehr über unser Leerlaufdrehzahlproblem heraus bekommen. Zusammen mit ihm bauten wir u.a. die Drosselklappe aus und wieder richtig ein. Echt cool, wie Thomas uns das alles am Telefon erklären konnte.

Da das Auto auch nach der Bastelei noch ansprang und wir Punta Arenas nun ausreichend kannten, fuhren wir am Nachmittag noch weiter nach Puerto Natales, wo ja die Post von unseren Eltern mit der Wasserpumpe und den neuen Kreditkarten ankommen sollte.


Die Fahrt durch die Landschaft mit den wahnsinnigen Wolkenbildern war wieder toll. Puerto Natales liegt  malerisch an einem Fjord. Hier versammeln sich alle "Individualreisenden" Südamerikas. Ein Mekka für rucksackreisende Franzosen und Israelis, alle mit den gleichen Rastalocken und Strickmützen sowie für reiche Amerikaner, die es sich in einigen ortsansässigen Designhotels gut gehen lassen. Puerto Natales ist Ausgangspunkt für Ausflüge in den Nationalpark der Torres del Paine.

Der Park hat viel zu bieten - himmelhoch aufragende Berge, quietschblaue Seen, den grossen Grey-Gletscher, der täglich Eisbrocken in den Lago Grey schickt. Die namensgebenden berühmten "Torres" haben wir allerdings nicht gesehen, sie haben sich vornehm in einen Wolken- und Nebelschleier zurückgezogen.



Zu dieser Jahreszeit blühen die Sträucher und Blumen herrlich. Es gibt auch einige Orchideenarten, die hier unten gedeihen.
Wir haben sogar Kondore gesehen und den seltenen, nur hier lebenden "Eumel" - äh nein, Huemel.

Kein Blog-Eintrag ohne neue Bulli-Story. Nach einer lauten Nacht mit Dorfbeschallung durch einen Mega-Entertainer zur kürzesten Nacht des Jahres und anschliessendem Hundejaul-Konzert auf dem überteuerten und siffigen Camping wollten wir uns eine ruhige Nacht in einem kleinem windstillen Wäldchen ausserhalb des Ortes gönnen. Die Nacht war auch richtig schön ruhig, denn unserem Stellplatz fährt praktisch kaum jemand vorbei. Gut gelaunt und ausgeschlafen schaute ich (Angela) mich nach den örtlichen Sanitäreinrichtungen um, während Cornelius noch schnell ein Foto von der Idylle schiessen wollte. Als wir dann zum Auto zurückkehrten mussten wir feststellen, dass wir uns ausgesperrt hatten.... Super! Das musste ja mal passieren. Natürlich an einem Ort, wo maximal 1 x pro Stunde jemand vorbei kommt. Zum Glück kam aber jemand vorbei, dem auch schon mal so etwas passiert ist und der auch noch Zeit hatte. Zum Glück hatte Cornelius auch das Fenster der Beifahrertür 3mm offen stehen lassen, da es im geschlossenen Zustand beim Fahren quietscht und zum Glück hatten wir einen Draht gefunden, mit dem jeder Südamerikaner alles reparieren kann... Nach 2h hatten wir das Auto wieder offen....

Freitag, 25. Dezember 2009

Fröhliche Weihnachten!


Meinen Bogen habe ich in die Wolken gesetzt; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. 1. Mose 9.13 - Puerto Natales, 23.12.09


Liebe Freunde, Verwandte und Mitreisende, wir wünschen Euch ein glückliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr mit Gesundheit und Offenheit für Neues.


Die besten Reisen beginnen mit dem geringsten Ballast. Überflüssiges hinter sich lassen, Gewissheiten aufgeben, frei und offen für das Neue loswandern - dabei alles erwarten, ohne etwas zu erwarten. Je mehr Gewicht wir über Bord werfen, desto leichter können wir uns einlassen auf das Spiel von Zufall und Schicksal, dem wir das Leben verdanken. Das Grossartigste, was wir in der in der Fremde finden können, sind ohnehin wir selbst. aus: Jürgen Neffe: Darwin - Das Abenteuer des Lebens, S. 33


Wie Ihr seht, sind wir nicht alleine hier unten unterwegs. Jeder reist auf seine eigene Art und Weise und in dem eigenen Tempo, ob mit Auto oder Fahrrad oder zu Fuss. Dennoch treffen wir immer wieder die gleichen Gesichter, und die Freude über das Wiedersehen nimmt jedes Mal zu.




Zu Weihnachten haben wir uns gegenseitig eine schöne Unterkunft geschenkt - die designsuites in El Calafate.

Hierher haben wir ein neues Fortbewegungsmittel ausprobiert - den Reisebus, da wir unser Autochen mit dem defekten "Leerlaufstabilisierungsventil" schonen wollen. Dabei haben wir gemerkt, wie entspannt wir normalerweise unterwegs sind - wir können starten und halten, wann es uns passt, müssen kein Busticket und kein Hostal organisieren, und vor allem haben wir ein kleines Zuhause mit dabei. Heilig Abend waren wir zu einer sehr schönen Messe in der Kirche. Die Feier war lebendig und lebensnah. Keine stocksteife Liturgie, sondern volkstümliche Musikbegleitung mit Gitarre und Trommel. Am Schluss küsst jeder das Christuskind und den Pastor.
Heute geniessen wir die Annehmlichkeiten des architektonisch sehr spannenden Hotels.

In den nächsten Tagen werden wir uns hier die Gletscherwelt anschauen. Am 28.12. fahren wir zurück nach Puerto Natales und nehmen die Fähre nach Puerto Montt, wo dann hoffentlich auch das neue Ventil eintrifft. Auf die Schiffsreise freuen wir uns schon sehr, führt sie doch vier Tage lang durch die Fjorde und zwischen den kleinen Inseln der südchilenischen Küste hindurch. Sylvester verbringen wir also auf dem Pazifik!






Donnerstag, 17. Dezember 2009

Hey, ab in den Süden...



Das hätten wir nicht gedacht, dass wir so lange auf Feuerland bleiben und dass uns der Süden hier unten so gut gefällt. Wir hätten auch nicht gedacht, dass das Wetter hier unten so schön sein kann, dass man sogar im T-Shirt draussen sitzen kann.


Als wir am wir uns am 10.12. vom Lago Fagnano bei Tolhuin verabschiedeten, war es noch bewölkt. Wie sich inzwischen herausgestellt hat, haben wir wirklich Albatrosse auf dem Lago Fagnano fotografiert. Es sind sehr schöne Vögel, die zum Fliegen viel Wind brauchen und leider inzwischen wie so viele tolle Tiere vom Aussterben bedroht sind.

Auf der Strecke Richtung Süden tauchten immer mehr Wolkenlücken auf. Die Landschaft wurde immer hügeliger und erinnerte uns an eine ursprüngliche, noch nicht so stark besiedelte Schweiz. So gibt es am Lago Escondido nur an 2 Stellen Häuser, wobei die einzeln stehende, wunderschön am Südende des Sees gelegene Hosteria Petrel aktuell restauriert wird. Der Weg zur Hosteria sollte allerdings auch restauriert werden....

Wir entschieden uns, nicht sofort nach Ushuaia zu fahren, sondern bogen erst einmal in Richtung Estancia Harberton ab. Es ist die älteste Estancia in Feuerland und die Besitzer haben im Gegensatz zu anderen Farmern versucht, die einheimischen Indios zu beschützen. Leider starben sehr viele an den Krankheiten der Europäer, so dass es heute nur noch eine einzige reinblütige Indianerin der Yamana gibt. Sie ist über 90 Jahre alt, lebt in einem Dorf bei Puerto Williams auf der chilenischen Seite und kann noch etwas die Sprache ihrer Vorfahren reden. Die Indianer kannten kein Eigentum, übernachteten und assen meist in Zweighütten und waren nackt. Das ist kaum zu glauben, bei den Temperaturen, die es hier gibt. Sie sollen sich gegen die Kälte mit dem Fett der Seelöwen eingerieben haben. Wer mehr  über die letzten Indianer hier auf Feuerland lesen möchte, kann das Buch „The Most Utterpart Of The Earth“ von Lucas Bridges lesen, einem Nachkommen des ersten Siedlers auf Feuerland, Thomas Bridges.

Auf der Estancia hatten wir bei wunderschönem Sonnenschein die Möglichkeit, eine geführte Wanderung durch den naturgeschützten und ursprünglichen Wald und die Farm zu machen. Dabei haben wir einen seltenen Specht gesehen, der für sein Weibchen, das auf den Eiern hockte, einen Wurm geangelt hatte.

Die Nacht verbrachten wir auf dem Gelände der Estancia am Rio Varela an einem idyllischen Fleckchen Erde mit Fluss, Blick auf den Beagle Kanal und Pferdeherden am Ufer. Am nächsten Morgen hat so schön die Sonne geschienen, dass wir erst mal dort blieben. Als am Nachmittag doch noch etwas Wolken aufkamen, brachen wir auf.

Wir besuchten das Museum der biologischen Forschungsstation auf dem Gelände der Estancia. Dort werden Skelette von tot auf Feuerland aufgefundenen Wirbeltieren präpariert, untersucht, archiviert und zum Teil ausgestellt. 4-6 Biologen haben die Möglichkeit in der Station zu wohnen und zu forschen. Dafür leiten sie ab und zu Touristen durch das Museum. Der Schuppen, in dem die Knochen abgekocht werden, ähnelt einem skurilen Ort eines Simon Beckett Krimis (von dem wir gerade ein Hörbuch gehört haben).

Weiter in Ushuaia stellten wir unser Autochen auf einem über der Stadt gelegenen Campingplatz ab.

Der 3. Advent wurde ein strahlender Sonnentag und wir machten mit Bente und Hans, unseren Camping-Nachbarn, einen Schiffsausflug in den Beagle-Kanal. Dadurch, dass der Sommer hier unten bisher wohl eher kalt gewesen ist, waren die Berge um den Kanal noch schneebedeckt. Die Seelöwen- und Cormoran-Kolonien gehörten zum Ausflugsprogramm sowie ein kleiner Spaziergang über eine kleine Kanalinsel. 
Damit ein paar Amis rechtzeitig zu ihrem Gala-Fressen in ihrem Hochhauskreuzer zurück sein konnten, wurde unser Ausflug etwas abgekürzt, was sich in einem kleinen Preisnachlass niederschlug. Für eine Dose Warsteiner-Pils auf der Promenade reichte das...

Die letzten Tage waren recht unspektakulär. Stadtbummel durch Ushuaia, Fummeln am Auto und Rückfahrt über das Cabo San Pablo, das ausser einem gestrandeten Schiff nichts zu bieten hat. 

In Rio Grande übernachteten wir noch einmal auf dem Campingplatz von der Hinfahrt. Dort trafen wir ein Schweizer Pärchen, welches in genau der gleichen Pfütze stecken geblieben war wie wir. Bei einer brüchigen Brücke danach klemmte sich Susan zwischen Auto und Holzbalken so ihren Daumen ein, dass ihr Endglied halb abgetrennt war. Jetzt geht sie 2 x pro Woche zur Wundkontrolle ins Spital und hofft, dass sie am Ende wieder schreiben kann. So gesehen haben wie echt Glück gehabt...

Jetzt sind wir wieder in Punta Arenas.  Allmählich nerven uns die ständig neu auftretenden Macken des Bullis. Beim Fertigschreiben dieses Textes ist mal wieder die Standheizung ausgefallen,  ein Klassiker neben den aktuellen Leerlaufschwierigkeiten. Ach übrigens: Dies ist der Hund, der uns bei der letzten Reparatur der Standheizung gegen das Reifenventil gepisst hat. Selten so eine fiese Schnodderschnauze gesehen...



Donnerstag, 10. Dezember 2009

Wenn einer eine Reise tut...

... dann kann er was erleben...

Mit diesem Blick sind wir am Lago Blanco aufgewacht. Traumhaft. Bis wir uns beim nahegelegenen Anglerclub auf den Hof gestellt haben, um zu duschen. Dort hat ein Mechaniker versucht, eine uralte Enduro wieder zum Leben zu erwecken. Für die Probefahrt hat er sich den Weg in Richtung unseres Bullis ausgesucht. Leider hat er zuviel Schwung erwischt und bekam die Griffel nicht mehr um den Bremshebel - Rumms gings, und uns sind die Kaffeetassen fast aus der Hand gefallen. Gott sei Dank ist nicht viel passiert, ihm nicht und auch dem Bulli nicht. Der verbogene Scheibenwischer ist schnell geradegefummelt, und die Schrammen in der Stossstange lassen wir uns dann beim nächsten Besuch in Punta Arenas überlackieren.

Danach ging es auf Feuerland wieder über die Grenze nach Argentinien. Leider haben wir einen ziemlichen Umweg machen müssen, weil der kleine Grenzübergang beim Rio Grande (wäre eine kleine Flussdurchfahrt geworden) angeblich geschlossen war. Für andere Reisende: er ist ab November geöffnet. Man muss die chilenischen Grenzformalitäten vorher in Pampa Guanacos erledigen. Die Argentinier sind vor Ort an der Grenze.

Kaum zu glauben übrigens, dass hier unten bei Wind und Wetter die Flamingos gemütlich in den Lagunen stehen. Die zu fotografierende Fauna ist hier generell sehr geflügellastig.


Am späten Nachmittag sind wir in Rio Grande angekommen und beim Club Nautico direkt am Fluss übernachtet. Der sehr nette Pächter hat uns dann einige Empfehlungen für den argentinischen Teil von Feuerland mit auf den Weg gegeben.


Unter anderem die Estancia Maria Behety mit der grössten Schafschurscheune der Welt. Hier können 7.000 Schafe am Tag geschoren werden. Das haben wir leider hier nicht gesehen, wir hoffen auf noch eine andere Estancia.



Die andere Empfehlung von ihm war, dass wenn wir wirklich allein und ohne andere Leute einen Platz finden wollen,  wir zum Lago Yacush fahren sollten - ok, der war noch nicht mal auf unserer Karte und auf dem GPS war kein Weg eingezeichnet. Also los.
Der Weg dahin war schon sehr schön, nachdem wir die campenden Argentinier, die am 8. Dezember Feiertag haben, hinter uns gelassen hatten. Viel ursprünglicher Wald und Flussläufe, in denen man hier besonders gut angeln können soll. Überall sieht man Dämme der Biber, die hier eine echte Plage sind.
Der Weg wurde dann allerdings immer holpriger und matschiger, bis wir uns dann in einer Matschkuhle so richtig festgefahren haben. Klasse, schön einsam, keine Menschenseele weit und breit.
Da keine Aussicht bestand, alleine aus dem Klebezeug herauszukommen, haben wir kurzerhand die Megapfütze zu unserem Übernachtungsplatz erkoren.

Am nächsten Morgen haben wir uns dann mit Proviant und GPS auf den Weg zur etwa 15km entfernten nächstgelegenen Estancia gemacht. Gott sei Dank kamen uns nach 1.5h ein Fischinspektor und seine Frau mit einem Toyota 4x4-Pickup entgegen. Er hat uns dann ohne Mühe herausgezogen. Ihm sind wir dann noch bis zum See gefolgt, naja fast - die letzten 5km sind wir bei ihm mitgefahren, weil wir das Büssli doch ein bisschen schonen wollten. Eduardo und Marina waren supernett, und wir haben ihnen den Tag über beim Fliegenfischen zugeschaut und sind um den See gewandert - inklusive Flussdurchquerung mit brrrrr-kaltem Wasser. Am Ende hat Eduardo sogar eine Forelle herausgezogen, "muy chiquitita" - ok, für deutsche Verhältnisse war sie ordentlich, aber hier zieht man bis zu 14kg-Forellen aus dem Rio Grande.





Am Abend sind wir dann die Piste wieder zurück gefahren, und diesmal haben wir die heikle Stelle auch passieren können, man muss sich nur trauen, durch das Wasser zu fahren anstelle über die Matschseite.
Im Moment sind wir in Tolhuin am riesigen Lago Fagnano. Tolle Kulisse. Angela behauptet, Albatrosse zu fotografieren. Ich glaube, die Möwen hier sind etwas grösser als normal.