Vom Titicacasee aus sind wir entlang einer saftig grünen und intensiv kultivierten Landschaft mit schönen Bauernhöfen Richtung Cusco gefahren. Auf dem Weg hielten wir an den ersten Inkaruinen, den Grabtürmen von Sillustani und dem Tempel in Raqchi, beide Orte gehen allerdings auf Präinkakulturen zurück.
Cusco hat uns sehr beeindruckt, einerseits die noch deutlich sichtbaren Spuren der einstigen Inka-Hauptstadt und andererseits das heutige quirlige und kultivierte Flair. Das wurde allerdings begünstigt durch den Mangel an den normalerweise hier anwesenden Touristenmassen, die sonst nach Machu Picchu stürmen. Diese Hauptattraktion bleibt uns verwehrt, bis zum 1. April ist sie geschlossen, da die Unwetter die Bahnstrecke zerstört haben. Hundertmal haben wir uns überall durchgefragt, aber alle Schleichwege, die wir probiert haben, führen zu nix. Kein Inka-Trail, keine funktionierende Strassenverbindung nach Santa Teresa. Dabei sind die Orte hier gar nicht weit voneinander entfernt, aber durch die stark zerklüftete Landschaft mit tiefen Tälern und riesigen Bergen können 45km Luftlinie 12h Autofahrt bedeuten. Das schenken wir uns - und so haben wir wenigstens einen triftigen Grund, irgendwann noch ein zweites Mal das schöne Peru zu bereisen.
In Cusco waren gerade die sterblichen Überreste des Salesianer-Gründers Don Bosco zu Gast, die derzeit auf Südamerika-Tournee sind und hier ein grosses Theaterspektakel vor der Kathedrale verursacht haben. Der Inka-König höchstpersönlich liess es sich nicht nehmen, Don Bosco willkommen zu heissen.
Untergebracht waren wir hoch oben auf dem Campingplatz Quinta Lala (http://home.hccnet.nl/helmie.paulissen/), der von dem Holländer Helmie und seiner Frau Gonna noch bis Juli geführt wird, bevor die beiden nach Guatemala abdampfen. Hoffentlich bleibt die Möglichkeit bestehen, dass Reisende wie wir dort sicher und gemütlich inmitten von Hühnern und Rasen mähenden Lamas stehen können.
Um die Ecke liegt die Festung Saqsaywaman (im Touri-Sprachgebrauch „sexy woman“...), die über der Stadt thront. Faszinierend, wie die Inka die Steine derart behauen haben, dass sie ohne Mörtelfuge haarscharf ineinander passen. Das hat auch einen konstruktiven Grund: die so ineinander verzahnten Mauersteine stehen erdbebensicher. Aber wie haben sie diese Riesen überhaupt hierher bewegt, ohne das Rad zu kennen?
Der ästhetische Reiz der Inka-Architekturen ist aus heutiger Sicht enorm: präzise und einfach. Dies ist deutlich zu sehen bei einem wichtigen Tempel, dessen Mauern im Kloster Santo Domingo eher zufällig nach einem Erdbeben wieder unter vielen christlichen Putzschichten freigelegt worden sind. Alle Wände, Öffnungen und Nischen sind im selben Winkel geneigt, was wiederum die Stabilität erhöht, aber die resultierenden schlichten Proportionen strahlen Macht und Würde aus.
Der Inka-Kultur, die nur 100 Jahre währte und während ihrer grössten Machtausdehnung einfach von den Spaniern übertölpelt wurde, wollten wir weiter nachgehen und besuchten weitere Stätten im Heiligen Tal, dem valle sagrado.
Von Cusco aus haben wir zuerst den traditionellen Markt in Chinchero besucht, mittlerweile auch auf Touristen zugeschnitten, aber uns gelang es, inmitten der Quechua-Frauen zünftig Mittag zu essen. Anschliessend besuchten wir die perfekt in eine Talsenke integrierten Terrassen von Moray, angeblich ein landwirtschaftliches Laboratorium, in dem ausprobiert worden sein soll, auf welchen Höhen welche Pflanzen am besten gedeihen. Wir haben den Eindruck, Archäologen brauchen viel Phantasie und viele einsame Abende, um auf solche Ideen zu kommen. Die Anlage eignet sich viel eher als Versammlungs- und Veranstaltungsort als für Maisterrassen. Wer will denn bitte die Ernte so umständlich über die vielen Stufen ohne Rampen nach oben gebracht haben? Warum legt man so schön gekurvte Ebenen mit einer so prächtigen Kulisse nur für Landwirtschaft an?
In Ollantaytambo liegt eine weitere in den Fels integrierte Anlage, an der man sehr schön die verschiedenen Stadien der nach oben hin immer monumentaler werdenden Mauerwerkskunst bestaunen kann. Hier haben wir allerdings einen miserablen Stellplatz erwischt, einen Hinterhof, auf dem uns zwei Köter in der Nacht so lange beschallt haben, bis wir ihnen entnervt zwei Valium in Mortadella verpackt nach draussen geworfen haben - nach einer halben Stunde war Ruhe im Karton.
Am nächsten Morgen stellten wir dann vor der Ruine fest, dass wir einen veritablen Platten hatten. Umringt von deutschen Touris konnten wir dann endlich einmal einen Reifen wechseln.
Eigentlich könnte man eine schöne Rundtour um Cusco machen, leider haben die überall sichtbaren Auswirkungen der heftigen Regenfälle bei Pisaq die Brücke über den Urubamba zerstört, so dass man den ganzen Weg wieder zurück fahren muss. Pisaq hat sich aber trotzdem sehr gelohnt, wieder eine Anlage in irrwitziger Höhe mit einer tollen Aussicht in die umgebenden Täler.
Zurück in Cusco haben wir noch einmal auf dem Camping übernachtet und die Vorzüge der peruanischen Küche genossen, bevor wir uns auf den Weg nach Nasca gemacht haben. Die Strecke Cusco-Nasca sieht auf der Karte so harmlos aus, aber wir waren gewarnt worden, zwei Tage soll man für die 650km brauchen.
Die ersten km gestalteten sich bereits sehr mühsam, da wegen Bauarbeiten die Strasse teilweise für mehrere Stunden gesperrt wurde, und man auf der übrigen Serpentinenpiste auch nicht so richtig Gas geben konnte. Nach 6 Stunden bzw. 130 km erreichten wir das für den Anisanbau und vor allem für sein Krankenhaus Diospi Suyana bekannte Bergdorf Curahuasi. Hier hat ein deutsches Ärzteehepaar es durch ihren Glauben, ihre Überzeugungskraft, unzählige Spenden und helfenden Händen geschafft, dieses Krankenhaus für die sehr armen Bewohner der Berge und Nachkommen der Inka zu bauen. Noch am Abend trafen wir Herrn Dr. Klaus-Dieter John, der uns erlaubte, auf dem Parkplatz vor dem Spital zu übernachten.
Das Krankenhaus wurde 2007 eröffnet und ist inzwischen so populär, dass sich bereits am Abend Leute vor das Wärterhaus legen, nur um am nächsten Tag in der Ambulanz einen Termin zu bekommen. Um 4 Uhr nachts war es mit der Nachtruhe vorbei, da sich inzwischen so viele Menschen eingefunden hatten, dass um unser Auto ein allgemeines Gemurmel und Gelache zu hören war.
Am nächsten Morgen startete der Klinikalltag um 8:30 Uhr erst einmal mit einem kurzen Gottesdienst in der zentralen Kapelle. Die Halle war komplett gefüllt, und es wurde sogar eine Patientin mit ihrem Bett zur Andacht gebracht.
Danach organisierte Frau Dr. John für uns eine Führung durch Herrn Udo Klemenz. Herr Klemenz hatte über 2 Jahre unentgeltlich nach seiner Pensionierung den Bau des Spitals als Bauleiter geleitet und ist aktuell wegen des Neubaus der Zahnklinik und der Augenarztpraxis vor Ort. Es war wirklich sehr nett, wie viel Zeit er sich für unsere Führung genommen hat. Die vielen deutschen Mitarbeiter werden durch ihre meist evangelischen Heimatgemeinden und Freunde über das deutsche Missionarswerk bezahlt.
Wir waren sehr beeindruckt, wie allein durch Spenden ein so grosses Spital mit solch einer guten Ausstattung auf die Beine gestellt werden konnte. Es beeindruckte uns auch, wie auf die hiesigen Menschen und ihre Bedürfnisse eingegangen wird. Eine einfache Konsultation kostet 4 Sol (1 Euro) und bei zusätzlichen Untersuchungen bzw. Eingriffen entscheidet der Sozialdienst, der übrigens auch gleichzeitig Spitalpfarrer ist, wieviel der Patient selber zahlen kann. Es versteht sich von selbst, dass dieses Krankenhaus weiterhin auf Spenden und freiwillige Arbeit angewiesen ist. Da uns das Haus so gut gefallen hat, können wir uns es sehr gut vorstellen, dieses Projekt auch nach unserer Rückkehr nach Hause zu unterstützen, und vielleicht habt Ihr auch Lust, etwas für dieses Krankenhaus zu tun (www.diospi-suyana.org).
Ich bin begeistert!
AntwortenLöschenAlles,was Ihr da mit den direkten Kontakten zu der
Bevölkerung erlebt, wäre ja mit einer normal organisierten Touri-Reise garnicht möglich.
Wuuuuuuuuuuuuuuuuuuuunderschöne Fotos wie immer.
Ich bin gespannt auf den nächsten blogblig !
Liebe Grüße - Ma
das sieht wirklich toll aus und ganz klar: Peru scheint eine reise wert! das wird umgesetzt :-)
AntwortenLöschenliebe grüsse und hasta en puerta,
Carolina.
Liebe Angela, lieber Cornelius,
AntwortenLöschenweiter so!
Wir wünschen Euch ein frohes Osterfest!
Irmi und Hartmut